Tagebuch Island 2020

Island 2020 – „Fire and Ice“ – 4×4-OffRoad-OnTrack – Hoteltour

Tagebuch einer außergewöhnlichen Reise mit Michael Ortner
mit freundlicher Genehmigung durch Christiane Hotopp-Herrgesell

Dienstag, 4. August 2020
Adelheidsdorf (D) – Hirtshals (DK) (ca. 680 km)

Island, 4x4 Experience, Reisebericht Offroad Reise, Island
Die lästige Corona-Pandemie verhindert unsere geplante Übernachtung in Hirtshals, so starten wir um 1 Uhr in der Nacht, um pünktlich zum Treffen der Reisegruppe vor dem Fährhafen in Hirtshals anzukommen. Die Grenze nach Dänemark passieren wir wider Erwarten problemlos, sodass wir bereits gegen 7 Uhr unseren Treffpunkt erreichen, wo Michael Ortner bereits wartet. Um 4230 km wird der Kilometerstand unseres Pajero am Ende der Reise gewachsen sein, ohne die, mit der Fähre zurückgelegten, Seemeilen. Nachdem alle Teilnehmer eingetroffen sind, fahren wir nach einer kurzen Vorstellungsrunde und Einführung gemeinsam auf die Fähre und erst hier glaube ich wirklich, dass die Reise beginnt. Zu viele Unsicherheiten hat „Corona“ im Vorfeld aufgeworfen.

Dienstag, 4. August 2020 – Donnerstag, 6. August 2020

Hirtshals (DK) – Thorshavn (Faroer) – Seyðisfjörður (IS) ca. 823 sm Auf dem Schiff haben wir Zeit zu entspannen und Michael stellt Reiseroute und Ver-haltensregeln für das Fahren abseits der geteerten Straßen in Island vor. Vor uns liegen ca. 3000 km, überwiegend auf Hochlandtracks mit Übernachtungen in Unterkünften von der einfachen Hochlandhütte bis zum Luxusresort. Mit Betreten der Fähre gilt Schiffszeit (Ortszeit Faroer Inseln/+1 Stunde). Die Fähre hat fast pünktlich um 11:30 Uhr abgelegt, fährt entlang von Norwegens Küste, passiert die Shettland Inseln und erreicht am nächsten Tag gegen 17:30 Uhr Thorshavn. Nicht einmal eine dreiviertel Stunde später sind wir wieder auf See. Am nächsten Morgen um 8:30 Uhr – endlich – Seyðisfjörður, Island!!!

 

 

Donnerstag, 6. August 2020
Seyðisfjörður – Egilstaðir – Eyjabakkajökull – Hengifoss Guesthouse (ca. 222 km)
Wir passieren den isländischen Zoll ohne Einschränkungen und Coronatest, während einige der Mitreisenden schon vor Ablegen der Fähre in Dänemark zum Coronatest aufgefordert wurden. Island empfängt uns mit Sonne und freundlichen 17°C. In Egilstaðir wird getankt und die Luft aus den Reifen, auf Empfehlung von Michael, auf 1,5 – 1,7 bar abgelassen, was sich auf den Hochlandpisten als komfortabel erweisen wird. Wir tauschen noch isländische Kronen ein, ca. 50000 ISK werden reichen, da man fast überall mit Kreditkarte und oft sogar mit EC-Karte zahlen kann und los geht´s hinauf ins Hochland zum Eyjabakkajökull. Bei einer Hütte unterhalb des 1833 m hohen Snæfell machen wir Mittagspause. Ein eisiger Wind macht warme Kleidung nötig.

 

 

Auch Islands Gletscher schmelzen und kleine Metalltafeln demonstrieren eindrucksvoll den rasanten Rückzug der letzten Jahre. Wir stehen winzig am Fuß der gewaltigen Gletscherzunge. Ca. 10% der Insel sind von Gletschern bedeckt. Die Gletscher des Vatnajöküll-Nationalparks machen 7% davon aus. Auf dem Rückweg stoppen wir bei unserem ersten Hot Pot (Laugarfell) und genießen heiße 40°C und moderate 35°C bevor wir im Guesthouse Hengifoss einchecken und mit Fisch aus dem Fluss und Pilzen aus dem Wald lecker versorgt werden.
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Freitag, 7. August 2020
Hengifoss Guesthouse – Vatnajökulsþjóðgarður (Snæfell) –– Kárahnjúkar Damm – Fjalladýrð/Möðrudalur-Farm (ca. 203 km)
Bei Sonnenschein und 15°C starten wir ins Hochland. Bei eisigem Wind bis zu 100 km/h halten wir zum Fotostopp an einem Wasserfall, um dann weiter hinauf zu fahren in eine faszinierende Vulkanlandschaft von der wir uns nur ungern losreißen.

 



Zügig geht die Fahrt weiter über den gewaltigen Kárahnjúkar Damm, der ein Viertel des in Island benötigten Stroms produziert und aus dem Gletscherwasser des Vatnajökull gespeist wird.


Mittags rasten wir bei einem heißen Wasserfall. Wir müssen einige Meter laufen, die Ranger haben den Parkplatz unmittelbar davor geschlossen. Eisiger Wind fegt über das Hochland und so trennen sich nur wenige von ihren Kleidern, um den Hot Pot zu genießen. Der Rest verkriecht sich zum Essen in eine Schutzhütte. Die Mittagspause ist schnell vorbei und schon sitzen wir wieder in den Autos und folgen dem Track.

Abgesehen von den Nationalparks ist Island bis auf wenige Ausnahmen in Privatbesitz. Die Möðrudalur-Farm hat mit seinen 670 km² etwa die Ausmaße von Liechtenstein und hat damit für den Rest der Reise ihren Spitznamen erhalten. Für die Weiterfahrt über das Land der höchstgelegenen Farm Islands hat Michael eine Genehmigung des Eigners. Wir tanken an der bemerkenswerten Hochlandtankstelle und checken im gemütlichen Hotel ein. Vor dem Abendessen fahren wir noch einen Kringel, den der Hausherr empfohlen hat und haben Spaß bei zwei etwas tieferen Furten, bevor wir uns zum Abendessen im Hochlandcafé einfinden. Es gibt heimisches von der Farm. Lamm und Fisch.
Der Polarfuchs ist ein heimisches Tier, das nicht von den Siedlern importiert wurde. Eine Fähe hat sich hier niedergelassen und ihre Jungen toben um das Hotel herum und lassen sich bereitwillig fotografieren.

Samstag, 8. August 2020
Fjalladýrð/Möðrudalur-Farm – Dettifoss – Geothermiegebiet – Reykjahlið (ca. 146 km)
Island ist ein sehr regenreiches Land, heute Morgen starten wir bei 7°C und Regen. Nach einem kurzen Besuch bei einem etwas schrägen Autosammler, erreichen wir den 44 m hohen Dettifoss, die Sonne scheint wieder und das Thermometer ist auf über 15°C geklettert. Selfoss, Dettifoss und auch Hafragilsfoss sind Touristenmagneten. Hier machen sich einmal die Annehmlichkeiten der Corona-Pandemie bemerkbar. Wo sich sonst Busladungen von Menschen ergießen, sind es wenige, obwohl verglichen mit unseren einsamen Tracks sind es viele. Es ist Mittagszeit und wir fahren ein wenig unterhalb des Dettifoss zum Picknick. Nur wenige Schritte entfernt hat man einen atemberaubenden Blick auf den Hafragilsfoss und den anschließenden Canon.
Schon geht´s weiter zu den Geothermie-Feldern bei Reykjahilð und der Stelle, wo die eurasische und amerikanische Kontinentalplatte aufeinandertreffen. In der Tiefe verborgen, kleine Höhlen mit warmem Wasser. A visit to Lake Myvatn, North Iceland is an opportunity to discover many impressive attractions. Grjótagjá is a small lava cave located in the volcanic area of Myvatn.

Inside the cave is a geothermal hot spring that used to be a popular bathing spot before the water temperature suddenly increased, so eventually, bathing was prohibited. Wir tanken in Reykjahilð und machen uns auf den kurzen Fußweg zu einer der Höhlen. Der Einstieg ist abenteuerlich, aber es lohnt sich. Dennoch war ich froh, über die fragwürdige Leiter, der Höhle unbeschadet wieder entstiegen zu sein.
Unser heutiges Quartier ist das Hotel Laxa am 4. größten Binnensee Islands, dem Mývatn (Mückensee), der mit Millionen kleinen Fliegen seinem Namen alle Ehre macht. Wir freuen uns auf Lamm und Fisch zum Abendessen.
Sonntag, 9. August 2020
Reykjahlið – Kiðagil (ca. 316 km)
Der Tag beginnt und endet im Regen, ein zunächst gewählter Track erweist sich als schwer passierbar, da das Moorgebiet einfach zu nass und die Furt zu tief ist. Nach einer Erkundung mit der Drohne, entscheidet Michael einen weniger zeitaufwendigen Weg zu nehmen. Auch heute haben wir wieder Glück und während wir uns ca. 140 km über Lavafelder, -zungen, und -sand bis zum Vulkan „Askja“ hinaufarbeiten, bleibt es trocken. Uns alten Trailfahrern geht das Herz auf und nur ungern wechsle ich nach der Mittagspause in einer Hütte auf den Beifahrersitz. Das ist ganz nach unserem Geschmack und bleibt als eine der schönsten, wenn auch längsten Etappen (Fahrzeit ca. 10 Std) in Erinnerung. Zurück auf der F26 geben wir wieder Gas. Es ist noch weit bis zum Etappenziel. Schöne Wasserdurchfahrten lockern die Etappe auf und als wir am 12 m hohen Goðafoss Richtung Guesthouse abbiegen, mag keiner mehr so richtig zum Fotostopp anhalten. Einige holen das am nächsten Morgen nach und bringen tolle Fotos im Morgenlicht mit. Im Guesthouse gibt es 3 Bäder auf dem Flur, aber da wir unter uns bleiben, stellt das auch am nächsten Morgen kein Problem dar. Es ist spät geworden, wir sind hungrig und freuen uns auf die heimische Küche. Es gibt Lamm und Fisch.

Goðafoss
Montag, 10. August 2020
Kiðagil – Aldeyjarfoss – Hot Pot/Laugafell – Níydalur Hut (ca. 148 km)
Wieder droht der Himmel mit Regen – es bleibt bei der Drohung. Wir starten die Auffahrt ins Hochland mit einem Zwischenstopp am Aldeyarfoss, bevor es durch die Sprengisandur weitergeht, einem Teil des isländischen Hochlandes. Sie liegt zwischen den Gletschern Hofsjökull und Vatnajökull, meist auf Höhen zwischen 700 und 800 m und gilt als eine der größten Wüsten Europas. Zur Mittagszeit erreichen wir, wie eine Oase, Laugafell. Für den Mittagsimbiss dürfen wir eine der Hütten nutzen, denn, wie fast immer im Hochland, weht eine steife Brise. Der 1976 vom Touringclub Akureyri angelegte Pool wird aus einem heißen Bach (40°C) gespeist. Herrlich bei dem Ausblick noch entspannt ein wenig im Hot Pot zu sitzen, bis es zum Tagesziel, der Níydalur Hütte weiter geht. Heute Abend kommen die Schlafsäcke zum Einsatz. Nachdem in der Hütte jeder sein Nachtlager vorbereitet hat, wird gekocht. Michael lädt zum „italienischen Abend“. Es gibt Nudeln mit Meeresfrüchten, Salat und frischgebackenes Brot. Satt und zufrieden verkriechen wir uns in die Schlafsäcke, nicht ohne nochmal das ca. 50 m entfernte Örtchen aufgesucht zu haben, und lauschen dem stürmischen Wind, der um die Hütte heult.

Dienstag, 11. August 2020
Níydalur Hut – Hrauneyar – Landmannerlaugar – Hrauneyar (ca. 224 km)
Wieder geht es flott über die endlos scheinenden Lavapisten, über Dämme, aufgeschüttet zur Wassergewinnung für ein Wasserkraftwerk, bis wir mittags unser heutiges Tagesziel erreichen, einchecken und einen kleinen Imbiss nehmen. Wir wollen heute noch ein Tal besuchen, in dem heiße Quellen einen Fluss speisen und der daher zum Baden einlädt. Wir fahren durch ein sehr schönes Privatgelände, bis wir zurück auf die Hauptzufahrt müssen. Diese lässt erahnen, dass wir uns einer der isländischen Attraktionen nähern. Die Wellblechpiste ist zur Schlaglochtortur mutiert. Hier tummeln sich zu Hochzeiten bis zu 5000 Menschen, die campen, wandern, reiten, im Fluss sitzen oder einfach nur gucken wollen. Mir entgleitet ein Dank an ein allgegenwärtiges Virus – es sind nur wenig Menschen hier. Leider hat sich der Zulauf heißen Wassers verändert oder wie Michael sagt: der Fluss ist kaputt! „Der kaputte Fluss“ geht in unseren zukünftigen Sprachgebrauch ein. Schön ist es hier trotzdem! Nach einer Stunde rumpeln wir zurück zum Hotel, wir freuen uns auf das Abendessen. Es gibt Fisch.

Mittwoch, 12. August 2020
Hrauneyar – Vík (ca. 196 km)

Wir wachen mit Regen auf und freuen uns wiederholt nicht im Dachzelt zu liegen. Ein ungemütlicher Nebel wabert um das Hotel. Weit gucken? Fehlanzeige! Bis zur Abfahrt klart es auf – wir haben schon wieder Glück mit dem Wetter. Noch einmal Schlaglochpiste, aber dann biegen wir ab auf eine der schönsten Strecken der Reise. Offiziell ist die Piste gesperrt, aber keiner weiß warum, also fahren wir mit dem Segen der Ranger Richtung Gletscher. Vor der 1. tiefen Furt machen wir, bei strahlendem Sonnenschein und warmen 17°C, Mittagspause während Michael die Furt erkundet. Die Herausforderung des heutigen Tages meistern alle, auch wenn wir hier zu ersten Mal die Gewalt des Wassers an unserem Auto deutlich zu spüren bekommen. Wir werden optisch reich belohnt. Wir fahren von OHHH- zu AHHH-Punkt und schließlich hinunter nach Vík. Der berühmte schwarze Strand! Ein kleines Vergnügen wartet hier noch. Der deutsche Fahrer eines VW-Syncro hat sich und sein Fahrzeug überschätzt und sich bis zur Achse eingegraben. Michael ist so freundlich und rupft ihn mit der Winde heraus. Es geht zum Hotel Kría, welches unheimlich gut gefällt. Wir sind mal wieder hungrig – auf Lamm und Fisch. Nach dem Essen wird uns noch ein Strandbesuch bei den Papageientauchern empfohlen, aber wir haben zu lange getrödelt und die Vögel sind bereits schlafen geflogen.

Donnerstag, 13. August 2020
Vík – Borsmörk (ca. 104 km)
Nun hat es uns doch noch erwischt. Es schüttet! Die Sicht ist schlecht und so verzichten wir auf einen Gletscherbesuch und fahren nach einem Abstecher zum Strand Richtung Tagesziel. Ein Museum, das den Vulkanausbruch von 2011 unter dem Eyjafjallajökull dokumentiert, hat leider geschlossen. Schade, das wäre ein perfektes Regenprogramm gewesen. Das Wetter passt irgendwie zu dem Gedanken, dass bereits die Hälfte der Reise vorüber ist, aber die Anfahrt zur Volkano Hut entlang des reißenden Gletscherstroms mit seinen zahlreichen kleinen und tiefen Querungen sorgen dann doch noch für die nötige Abwechslung. Unterhalb des Eyjafjallajökull nimmt sich die Strömung, als kleine Rache für die Störung, unser vorderes Nummernschild. Ich stelle die Existenz von Trollen und Elfen nicht mehr grundsätzlich in Frage. Vor der letzten Querung bleibt ein Fahrzeug ohne Schnorchel zur Sicherheit auf dem dortigen Parkplatz zurück. Michael hat vorsorglich einen Ortskundigen angerufen, da der Strom durch den vielen Regen und die hohen Temperaturen sehr viel Wasser führt, der uns durch die nicht so offensichtliche Furt geleitet. Volcano Hut bietet Zweibettzimmer und Toiletten im Gebäude. Luxus im Vergleich zu Níydalur! Wer duschen möchte kann die Einrichtungen des Campingplatzes nutzen. Das Essen entspricht, als Start- und Endpunkt für Wanderungen, dem einer Jausenstation, es ist einfach, nahrhaft und lecker. Es gibt heute Suppe, Lammragout und Beilagen.

Freitag, 14. August 2020
Borsmörk – Seljalandsfoss – Reykjavík – Hella (ca. 272 km)
Wir werden zurück durch den Fluss geleitet und queren noch einmal die Furten auf unserem Weg nach Reykjavík. Die Sonne ist wieder da und wir stoppen am Seljalandsfoss, dem mit 65 Metern viert höchsten in Island. Dessen besonderer Reiz liegt darin, dass man dahinter durchlaufen kann, was viele Menschen anzieht und ich mag mir erneut kaum vorstellen, was hier ohne „Corona“ los ist und das, obwohl es noch früh am Morgen ist. Einige aus der Gruppe sind aufgefordert ihren Coronatest zu wiederholen, so ist unser nächster Stopp beim Krankenhaus in Selfoss. Das Krankenhaus hat einen Drive-In eingerichtet und nach kurzer Zeit können wir die Fahrt nach Reykjavík fortsetzen. Wir haben Zeit zur freien Verfügung und niemand muss diesen Puffertag nutzen um eine Werkstatt aufzusuchen. Wir parken an der berühmten Hallgrims Kirche. Den Rückweg zum Hotel kennen alle und so nutzt jeder die Zeit nach seinem Geschmack. Für Museen reicht die Zeit nicht, dies ist aber eher ein Grund Island erneut zu besuchen, diese Reise hat andere Schwerpunkte. So bummeln wir entspannt bei 13°C im Sonnenschein bis zum alten Hafen und zurück, um dann zum Luxury Resort Hotel Rangá zu fahren. Wow, Whirlpool im Bad und Hot Pot vor der Terrasse. Leider war letzterer frisch befüllt und auch für hart gesottene zu heiß, der zweite schon besetzt. Wir essen nobel Lamm und Fisch.

Samstag, 15. August 2020
Hella – Hekla – Háifoss – Gullfoss – Hella(ca. 196 km)

Der Tag beginnt bei Nieselregen, aber schon bei der Auffahrt zum Hekla versucht die Sonne immer wieder die Oberhand zu gewinnen. Im teils dichten Nebel wirkt einer der aktivsten Vulkane Islands mystisch und auch wenn wir den 1491 m hohen Krater nicht zu sehen bekommen, hat die Fahrt über seine Lavafelder mit dem Wissen das ein baldiger Ausbruch aufgrund der Messergebnisse erwartet wird, seinen ganz besonderen Reiz. Fast bis auf 900 m arbeiten wir uns hinauf, bevor es wieder abwärts zum 122 m hohen Háifoss und damit 2. höchsten Wasserfall geht, den wir im Nebel mehr wahrnehmen als sehen. Nach einer kurzen Mittagspause folgen wir dem „Linurvegur“, einer Wartungspiste entlang einer Stromleitung. Wir werden ordentlich durchgerüttelt und fahren entsprechend schnell. Am frühen Nachmittag erreichen wir das Hotel Geysir checken ein und brechen noch einmal zum berühmten Gullfoss auf. Die Parkplätze, Cafe und Andenkenladen lassen ahnen, was hier zu Nicht-Corona-Zeiten für Menschenmassen abgeladen werden, obwohl Gullfoss mit „nur“ 32 m lediglich Platz 7 im Ranking einnimmt. Mich gruselt´s! Dennoch ist der relativ menschunbelastete Anblick gewaltig, ob der Wassergewalt, die da zu Tal stürzt. Zurück am Hotel geht es zu Fuß in die Geothermiezone, die Islands bekanntesten Geysir beheimatet und der Namensgeber für alle anderen Geiser ist. Seit 2000 schläft „Geysir“ allerdings und so sorgt „Strokkur“, sein kleiner aber sehr aktiver Bruder, für die vielen Fotomotive. Der Abend klingt in sehr angenehmer Atmosphäre mit Lamm und Fisch aus.

Sonntag, 16. August 2020
Hella – Kerlingarfjöll (Hveradalir) – Sauðárkrókur (ca. 288 km)
Wir starten bei überraschenden 16°C. Es soll mit 23°C unser wärmster Tag in Island werden. Wir fahren zurück ins Hochland und genießen das Panorama, die Farben, die Gletscher… Schon von weitem zu sehen sind die farbenfrohen Kerlingarfjöll (Altweiberberge) mit ihrem Geothermiegebiet. Nach einer sonnigen Jause am Outdoorzentrum geht es den kurzen Weg hinauf zum Hverdalir. Für eine Wanderung bleibt bei der heutigen Streckenlänge keine Zeit, aber die Fotos wecken die Lust auf eine Rückkehr. Schon sitzen wir wieder im Auto Richtung Sauðárkrókur. Ein Versuch noch einen alternativen Track zu befahren, scheitert an der 2. Flussquerung. Das warme Wetter bringt einfach zu viel Schmelzwasser und macht die Querung zu riskant. Wir kehren um und folgen der ursprünglichen Route. Mit Speed geht es zum Hotel Tildstóll in Sauðárkrókur, wo wir in liebevoll eingerichtete Zimmer einchecken. Im Restaurant, ein paar Schritte vom Hotel entfernt, stehen neben Lamm und Fisch auch Pizza, Fohlen und andere Leckerchen auf der Karte.

Montag, 17. August 2020
Sauðárkrókur – Húsavík (ca. 284 km)
Der heutige Tag läßt sich am besten mit „Scenic Tour“ umschreiben. Wir folgen weitestgehend der Küstenlinie und genießen den immer wieder neuen Ausblick auf das Meer. Noch immer ist es für isländische Verhältnisse mit 19-20°C sehr warm, zumal wir um den 66. Breitengrad sehr weit nördlich sind. Berichte über die Hitzewelle in Deutschland lassen nicht gerade Heimweh aufkommen. Eine Mittagspause im Kaffihús Bakkabræðra in Dalvík stellte Gaumen und Magen zufrieden. Über Akureyri erreichen wir Húsavík, beziehen unsere Zimmer im Cape Hotel, und, wer will, macht sich auf den kurzen Weg zum Thermalbad „GeoSea“. Hier verbringen wir 2 entspannte Stunden bis zum Abendessen mit der See im Rücken und einem leckeren Cocktail in der Hand. Das hat natürlich wieder hungrig gemacht und wir treffen uns zum Abendessen im Hafen. Irgendwas ist schiefgegangen und so entfällt à la Carte und es gibt lecker Fisch. Der Abend klingt im Hotel mit einem sehr interessanten Film des Hoteliers über das Astronautentraining der Amerikaner für die erste Mondlandung aus. Auch Michaels Drohnenaufnahmen bekommen wir in einem sehr schönen Zusammenschnitt, unterlegt mit isländischer Musik, präsentiert. Das war besonders!

Dienstag, 18. August 2020
Húsavík – Whale Watching – Kelduhverfi (ca. 150 km)
Wir sind zum Whale Watching verabredet und gespannter Erwartung. Der Anbieter „Gentle Giants“ verspricht 100%igen Erfolg. Über Nacht sind die Temperaturen deutlich gesunken und gern nehmen wir die warmen Anzüge des Anbieters an. Der Kutter muss nicht lange suchen, da haben wir unsere erste Walsichtung und bekommen schöne Fotos. Die Faszination dieser gewaltigen Tiere ist groß. Nach und nach wird mir aber klar, dass nach 6 Minuten, immer derselbe Wal auftaucht, auf den sich die 3 Kutter stürzen, um den Gästen ihre Fotos zu ermöglichen. Der Wal beginnt mir Leid zu tun. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen und hoffe, die Tour möge enden, um dem Tier seine Ruhe zu lassen. Wir haben schöne Fotos bekommen. Ich möchte die Erfahrung nicht missen, werde es aber aus Respekt vor diesen wundervollen Tieren nicht wieder machen.
„Fish & Chips“ hat leider geschlossen, so verlegen wir unsere Mittagspause ins Salka Restaurant bevor wir uns für den Nachmittag in die Lavafelder der Reykjaheiði und Keldunesheiði aufmachen. Austretender Dampf, junge Lavafelder und Heidelandschaft sind eine weitere landschaftliche Facette, die wir durchfahren, bis wir durch ein Schild ausgebremst werden, das uns die Durchfahrt über privates Gelände untersagt. Kurz vor unserem Tagesziel müssen wir umdrehen, nutzen die Gelegenheit um in Húsavík noch einmal zu tanken und kommen im Hotel deutlich verspätet an. Die Besitzerin eröffnet uns, dass nun ein à la Carte-Essen nicht mehr in Frage komme, bietet aber einen sehr leckeren Lammeintopf an. Wir sind hungrig und freuen uns.

Mittwoch, 19. August 2020
Kelduhverfi – Dettifoss – Hengifoss (ca. 250 km)
Unser unweigerlich letzter Tag im Gelände ist angebrochen, morgen geht es nur noch nach Seyðisfjöður zur Fähre. Es ist mit 8°C sehr kühl geworden, Frühwinter wie sie hier sagen. Michael hat noch ein kleines Schmankerl für uns. Ásbyrgi ist eine gewaltige 100 m hohe Felsformation in Hufeisenform, die der Sage nach von Sleipnir, dem achtbeinigen Streitross des Gottes Odin hinterlassen wurde. Wahrscheinlich ist, dass sie von den Wassermassen des Jökulsá a Fjöllum ausgewaschen wurde, der am Vatnajökull entspringt, einer der wasserreichsten Flüsse Islands ist und mit 206 km der zweitlängste. So früh am Morgen haben wir das bezaubernde Tal für uns allein. Schon nach kurzer Zeit müssen wir es aber schon wieder verlassen. Es liegen noch etliche Kilometer vor uns. Noch einmal kommen wir zu Selfoss, Dettifoss und Hafragilfoss, die eine in der Welt einmalige Einheit bilden. Diesmal befinden wir uns auf der anderen Seite. Die Wärme und der Regen haben dazu geführt, dass der Fluss mit einer Wasserlast von 100-110% über die Stufen stürzt. Wir eilen weiter und halten zur Mittagspause im Hochland-Café/Möðrudalur. Da der leckere Lammeintopf auf der Karte steht, kann ich nicht anders, ich muss ihn einfach essen. Von hier aus kündigt Michael unseren Besuch im Laugarfell Café an, damit wir noch Kuchen essen können, bevor wir ein letztes Mal im Hot Pot entspannen. Letztendlich sind wir wieder im Guesthouse Hengifoss. Die Reifen bekommen wieder Luft und wir Lammragout zum Abendessen. Nach dem Essen findet noch ein reger Austausch von Fotos statt, dann ist es aus und vorbei.

Donnerstag, 20. August 2020 – Samstag, 22. August 2020
Hengifoss – Seyðisfjörður (ca. 80 km)
Seyðisfjörður (IS) – Thorshavn (Faroer) – Hirtshals (DK) (ca. 823 sm)
Hirtshals (DK) – Großmoor (D) (680 km)
Nach dem Frühstück brechen wir auf zur Fähre, Island lässt Corona-bedingt nur noch negativ getestete Menschen ins Land, die EU denkt über die Schließung der Grenzen nach, die Wirklichkeit hat uns wieder. Wir werden aber auf die Fähre gelassen und treten die Rückreise an.
Die Rückreise verläuft deutlich unruhiger als die Hinreise. Die Wellenhöhe beträgt bis zu 4 m. Am letzten Abend treffen wir uns zum gemeinsamen Abschiedsessen im Bordrestaurant. Ich entscheide mich für leckere Leber – natürlich vom Lamm. Bedauerlicherweise fahren wir in ein Orkantief, was in der Kabine so einiges durcheinander und Thomas fast aus dem Bett gewürfelt hat. Leider auch die Leber in meinem Magen, sodass ich mich schweren Herzens für getrennte Wege entscheide. Offensichtlich wollte der Kapitän weitere Kollateralschäden vermeiden und hat die Fahrt verlangsamt. Mit deutlicher Verspätung erreichen wir Hirtshals und als wir endlich die Fähre verlassen können ist es bereits Nachmittag. Noch einmal Volltanken, dann fahren wir heim. Die angekündigten Staus haben sich aufgelöst, an der Grenze kontrollieren nur die Dänen und das Nadelöhr Elbtunnel lässt uns ungehindert passieren. Gegen 21 Uhr sind wir daheim, unsere Gedanken verweilen noch bei der Reise. Die „Löffelliste“ ist um eine Position kürzer und Island hat 2 neue Fans.