Reisebericht Trans-Tunesien 2019

2019 – Bericht Saharaexpedition „Zum verlorenen See“ mit 4×4 Experience Michael Ortner

Erstellt von Team Österreich

Nach unseren drei vorigen Offroadreisen mit Michael (Island, Korsika und Sardinien), bei denen wir die besten Erfahrungen gemacht haben und uns immer sehr gut betreut und sicher gefühlt haben, sollte diesmal unsere erste Sand- und Dünentour in der Wüste bewältigt werden. Mit großer Spannung, ob der völlig ungewohnten Unterlage fieberten wir schon in der Vorbereitung intensiv auf dieses zu erwartend einzigartige Erlebnis hin. Und vorweg kann schon einmal bestätigt werden, unsere Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern bei weitem übertroffen.

Wie bei den anderen Offroadreisen zuvor waren wir das einzige Team aus der Alpenrepublik, ein Team aus der Schweiz, und mehrere Teams aus Deutschland dabei. Alle Teams bekamen Namen, die später auch für die Wiedererkennung am Funk von Bedeutung sind (München, Taucher, Wasser, Buschtaxi, Ludwig, Holz, Stahenberg, Schweiz und Österreich).

Am 4.1. trafen sich dann auch schon fast alle Teams nach individueller Anreise mit dem Reiseleiter Michael Ortner in Binasco im Hotel Casteletto. Beim gemeinsamen Abendessen wurden die beinahe unzählig vielen Ein- und Ausreisedokumente für Tunesien gemeinsam ausgefüllt und der Ablauf für Zoll und Polizei nach dem Ausschiffen in Tunis besprochen. Die Erfahrungen von Michael waren da schon sehr hilfreich.

Am 5.1. fuhren wir dann gemeinsam von Binasco nach Genua zum Hafen, wo Michael die Formalitäten für uns erledigte. Mit einiger Verspätung lief unsere Fähre in der Abenddämmerung aus. An Bord fand dann das Meet and Greet (die detaillierte Vorstellungsrunde) aller Teilnehmer und ein gemeinsames Abendessen im Schiffsrestaurant statt. Michael gab uns auch einen Überblick über den Verlauf der Expedition.

Am 6.1. erreichten wir am Spätnachmittag Tunis, gegen 17:30, nach erledigten Zollformalitäten, Geldwechsel und Tanken verließen wir Tunis in der Finsternis und fuhren rund 300km auf der Autobahn im Konvoi nach Mahares zum Hotel Tamaris, wo wir gegen 23Uhr eincheckten. Gemeinsames Abendessen und gute Unterhaltung bis wir zu Bett gingen.

Am 7.1. um 8:30 verließen wir das Hotel und begaben uns auf den Weg nach Douz, wo wir am Hauptplatz unser Begleitteam aus Tunis bestehend aus 4 Fahrzeugen samt Besatzung trafen und am Nachmittag erstmals Wüstensand unter die Räder bekamen. Unser erstes Wüstencamp erreichten wir nach rund 290km um 17 Uhr. Das Begleitteam war sofort emsig daran die Zelte für Küche und Aufenthalt (Essen) aufzustellen, ein Lagerfeuer wurde angezündet, welches wohlige Wärme abgab, denn kaum geht die Sonne unter wird es sehr kalt. Alle Teams richteten ihre Nachtlager ein, unser erstes Wüstenmenü wurde gekocht und danach mit Genuss verzehrt. Neben der hervorragenden autochthonen Küche, bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Obst, durften wir auch nach dem Essen gleich Bekanntschaft mit der volkstümlichen Folklore machen, die Jungs sangen für uns im Zelt und am Lagerfeuer ein paar Lieder, begleitet von einer Trommel. Müde versanken wir unter sternenklaren Himmel in unseren wärmenden Schlafsäcken in den Zelten/Autos. Die Nacht war kalt, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, da ist gutes Material bei den Schlafsäcken von größter Bedeutung. 

Am 8.1. um 7 Uhr erwachen wir und ein neuer Tag beginnt, die Sonne geht gerade auf, es ist kalt, etwa um die Null Grad Celsius, die Körperpflege wird auf das notwendigste reduziert (Wasser ist kalt und wenig), wir frühstücken das selbst gebackene Fladenbrot mit mitgebrachter, mittlerweile harter, weil fast gefrorener Nutella und Kaffee/Tee. Um 9 Uhr die morgendliche Fahrerbesprechung, Michael erklärt uns auch noch Organisatorisches, 15Minuten später sitzen wir in den Autos und bewegen uns weiter voran in der Sahara mit all ihren anfänglichen Tücken. Selbstverständlich müssen wir viel lernen, die Seilwinde und Schaufel brauchen wir so oft wie noch nie zuvor, immer wieder fährt sich ein Fahrzeug fest und muss geborgen werden. Ein Lernprozess, der von Michael Ortner und dem Betreuerteam bestens unterstützt wird. Es dauert doch seine Zeit bis man sich mit dem Untergrund zurechtfindet, die unterschiedlichen Dünenformationen, Löcher und Wellen machen den Ritt über den goldgelben Sand zu einem Erlebnis der besonderen Art. Die Gruppendynamik funktioniert sehr gut, jeder hilft jedem, die Stimmung ist hervorragend. Zu Mittag erreichen wir eine Oase, wo wir das dreigängige Mahl zu uns nehmen, an meinem Auto muss eine Auspuffhalterung, die an der Kardanwelle schliff abgeflext werden, Michael hat das sofort hilfsbereit erledigt, unterstützt von einem Mechaniker aus der Betreuercrew. Nach dem Essen fahren wir ein Stück zu einem kleinen Warmwasserteich und baden dort, ein herrliches Gefühl. Um 16:45Uhr nach 67 zum Teil schwierigen Wüstenkilometern erreichen wir Camp 2, welches wieder genauso toll vorbereitet wurde wie jenes am Vorabend. Nach einem sehr guten Abendmenü, und dem Gesang am Lagerfeuer gingen wir wieder verhältnismäßig zeitig und sehr müde unter dem sternenklaren Himmel schlafen.

Am 9.1. Die Nacht war eisig kalt, Eisblumen zieren die Windschutzscheibe meines Autos, der Wüstensand, überzogen mit einer weißen Schicht Gefrorenem, sieht aus hätte man Staubzucker darüber gestreut, die aufgehende Sonne erzeugt funkelnde Lichtspiele, es hat -5Grad C. Nach dem Frühstück muss Michael und der Mechaniker den Kühler von Ludwigs Toyota dichten, was in relativ kurzer Zeit gelang, danach kurze Fahrerbesprechung und um 9:40 beginnt ein weiterer Wüstentag unter den Rädern unserer Autos. Die Sonnenstrahlung nimmt rasch zu und die Eisschicht am Sand verschwindet in kurzer Zeit. Unter Tags sind die Temperaturen in Abhängigkeit des Windes sehr angenehm, nicht zu heiß zum winchen und nicht zu kalt um den einen oder anderen Moment auf einer Düne in der Sonne auszuharren. Wir fahren den ganzen Tag hinter Michael die Dünen hinauf und hinunter, genießen unser Mittagsmahl, wie immer super zubereitet von unseren tunesischen Betreuern und erreichen Camp 3 nach 30 zurückgelegten Kilometern um 16:45. Unser Abendprogramm gleicht dem der Vortage, auch die Nachtruhe setzt zeitig ein, offensichtlich sind alle etwas müde von den Erlebnissen des vergangenen Tages.

Am 10.1. verlassen wir um 9:15 unser Camp und begeben uns auf eine weitere Entdeckungsreise im schier endlos scheinenden Wüstensand, immer wieder sind Wincheinsätze und körperliche Betätigung mit Schaufeln notwendig. Wir lernen zwar laufend dazu, aber die Routine um über alle Dünen ohne stecken zu bleiben zu kommen fehlt noch. Kurz vor dem Ende der Tagesetappe lässt ein Funkspruch kurzzeitig das Blut in unseren Adern gefrieren „Stop!!! Team München ist umgekippt“. Sofort liefen wir zu Rainer und Tobias um zu helfen. Glücklicher Weise ist nicht viel passiert, das Fahrzeug kippte in einer 90°-Kurve zwischen 2 Dünen langsam zur rechten Seite und blieb so im Wüstensand liegen. Beide Insassen blieben unverletzt, auch das Fahrzeug ist von großem Schaden verschont geblieben, der Schock saß aber tief. Der Defender wurde aufgerichtet, alle halfen dabei mit, aus dem Loch gezogen konnte er die letzten 150bis 200m zum Camp 4 selbständig fahren. Wir erreichten dieses um 17:15 und haben an diesem Tag 20 km zurückgelegt. Natürlich war der Umfaller dann das Hauptgesprächsthema, Analysen und Ursachenforschungen wurden angestellt, aber alle sind überglücklich, dass nicht mehr passiert ist.

Am 11.1. Die Nacht war sternenklar und kalt, wie gewohnt begann der Tag, die Vorgänge haben an Routine gewonnen, die Abläufe unverändert, lediglich einige Stunden Therapie nach dem Umkipper vom Vortag waren notwendig. Ludwig kämpft mit einer Verkühlung oder gar angehenden Grippe, Medikamente werden verabreicht, glücklicher Weise haben wir auch 2 Mediziner mit von der Partie. Ludwigs Zustand verschlechtert sich aber und so wird ihm Tim aus dem Team Taucher als Beifahrer zugewiesen, als mentale Unterstützung und falls notwendig um sofortige Hilfe einleiten zu können. Um 9:20 verlassen wir das Camp und erleben wieder einen spannenden Tag in den Dünen. Camp 5 erreichen wir nach 25 zurückgelegten Kilometern um 17:15.

Am 12.1. Ludwigs Zustand hat sich nicht gebessert, trotz Medikamenten und Zusatzdecken war er ziemlich erledigt, Fieber belastete ihn und so beschloss er die geplante Tour abzukürzen und mit der Gruppe, die uns am verlorenen See verlassen wird, mitzufahren. Michael veranlasst alles notwendige damit auch Ludwig wieder gut nach hause kommt. Wir verlassen Camp 5 um 9:15 und begeben uns auf die Etappe zum verlorenen See. Wir haben in den letzten Tagen einiges dazu gelernt, unsere Wincheinsätze werden immer weniger, jeder gewinnt an Fahrsicherheit und Fahrpraxis in den Dünen dazu. Der verlorene See ist ein kleiner Hotpot, der offensichtlich ein beliebtes Ziel der betuchten Tunesier ist um dort zu feiern. Einige waren schon dort als wir die Campstelle 6 um 16:20 nach 28 zurückgelegten Dünenkilometern erreichten. Einige ließen es sich nicht nehmen in dem schon sehr frequentierten kleinen Teich zu baden, andere lauschten den Unterhaltungen der 4 Esel, die dort wohnten und beobachteten den scheinbaren Revierkampf zweier sehr ungleicher Huftiere, wobei offensichtlich immer der kleinere die Oberhand behielt. Beim gemeinsamen Abendessen und Lagerfeuer bereiteten wir die Verabschiedung der 5 Teams vor, die uns am frühen Morgen des Folgetages verlassen werden. In der Nacht werden wir immer wieder von den lautstarken Unterhaltungen der Esel geweckt.

Am 13.1. verabschieden wir uns schon zeitig in der Früh von den Teams Buschtaxi, Stahenberg, Wasser, Taucher und Ludwig. Gemeinsam mit einem Begleitfahrzeug fahren diese Richtung Tunis und danach heimwärts. Noch einige Zeit danach hören wir Funksprüche von ihnen, bis der Funkkontakt ganz abbricht. Nach dem Frühstück verlassen wir Camp 6 verlorener See und fahren über teilweise schwieriger werdendes Gelände mit unserer kleinen Gruppe (München, Holz, Schweiz und Österreich und dem Michael mit 3 Begleitfahrzeugen) weiter. Wir haben offensichtlich unsere Hausaufgaben gemacht, denn die weiteren Tage verlaufen nahezu bergungsfrei, wir haben scheinbar auch ein gutes Gefühl für den Untergrund entwickelt, Michael hat uns in mehreren Schritten immer hilfreiche Tipps gegeben und so konnten wir unseren Fahrstil entsprechend unserer Fahrzeuge und den Voraussetzungen optimieren/perfektionieren. Camp 7 erreichen wir um 12:30 Uhr, nach dem Mittagessen räumen wir unsere Fahrzeuge weitestgehend aus, um für den Nachmittagsprolog „Saharaextrem“ leicht zu sein. Wir fahren da in hohe und steile Dünen mit deutlich höherem Schwierigkeitsgrad. Eine Genussfahrt, einfach toll, unglaublich was die Fahrzeuge da so leisten und wegstecken. Die Begeisterung ist groß und erweitert unseren Horizont um einen weiteren Schritt. Um 16:30 kommen wir in das Camp 7 zurück, die Tagesleistung waren unvergessliche und äußerst befriedigende 23km.

Am 14.1. verlassen wir um 8:50 Uhr das Camp 7 nach einer nicht ganz so kalten Nacht und der bereits zur Routine gewordenen Morgenprozedur und fahren über teils schwierige hohe Dünen weiter. So gegen 10 Uhr bemerke ich an Michaels Auto, dass der hintere Stabi gebrochen war. Er baut den abgebrochenen Teil aus und nach kurzer Zeit setzen wir unsere abenteuerliche Fahrt fort. Um 15:00 Uhr erreichen wir Tembaine, den heiligen Berg an dessen Fuß ein muschelförmiger großer Felsen steht in dessen Hohlraum man telefonieren kann. Für manchen ging das recht gut, bei uns hat es leider nicht funktioniert. Unweit davon entfernt ist auch unsere Campstelle 8. Heute haben wir 36km zurückgelegt.

Am 15.1. um 8:50 verlassen wir das Camp und ziehen weiter. Zu Mittag erreichen wir ein gemauertes Objekt im Flachland, an dem auch Menschen sind und Dromedare angeleint wurden. Es gibt fließendes kaltes Wasser, an dem einige duschen aber die Sonne ist eh schön warm. Mittagessen im gemauerten Haus, wie immer hervorragend zubereitet. Um 16:00 Uhr erreichen wir Camp 9 nach 56 zurückgelegten Kilometern.

Am 16.1. letzter Tag in der Wüste wir fahren um 9Uhr los und kommen an einen Platz wo wir Sandrosen ausgraben. Schöne Objekte, die wir gut verpacken und mitnehmen. Um 11:15 erreichen wir die Oase Alsabryt, zum letzten Mal bereiten unsere tunesischen Freunde ein hervorragendes Mittagessen für uns. In Kürze werden wir aus der Wüste ausfahren, wir machen unsere Fahrzeuge fit für den „Straßenbetrieb“. Vorbei an einer kleinen Ortschaft in der Oase und deren freundlich winkenden Einwohnern, fahren wir nach Douz wo wir am Campingplatz einer Französin übernachten werden. 14:30 Uhr zurückgelegte 71km. Am Nachmittag besuchen wir den Gemüsemarkt in Douz. Abendessen am Campingplatz mit Eigenverpflegung gemeinsam und tunesischem Roséwein oder Bier.

Am 17.1. Der Muezzin beginnt um 6 Uhr mit seinem Betgesang. Ich war schon ausgeschlafen, daher nicht wirklich ein Problem und um 7 Uhr wollten wir sowieso zum Tiermarkt gehen. Dort werden allerhand Schafe und Ziegen verkauft, vereinzelt auch Dromedare und Pferde. Wir verschaffen uns einen Überblick und gehen zurück zum Campingplatz, kurzes Frühstück und um 8:30 Uhr Abfahrt nach Tunis. In Hamamed verabschieden wir uns von unseren Begleitern, nach knapp 500 km erreichen wir die Hauptstadt. Wir mussten entlang der Autobahn keine Mautgebühren entrichten, weil Generalstreik war und die Schranken geöffnet blieben. Wir beziehen die Zimmer im Hotel Tiba, gemeinsames Abendessen in einem Restaurant vis-á-vis vom Hotel mit gegrilltem Fisch, sehr gut zubereitet und dazu gibt es einige Flaschen Bier.

Am 18.1. verlassen wir um 7:30 Uhr das Hotel und fahren zum Hafen. Nach dem Einchecken kaufen wir am Hafengelände noch Porzellan und Andenken, um 12:45Uhr läuft unsere Fähre aus.  Am Schiff essen wir gemeinsam und plaudern über die Erlebnisse der letzen Tage. Es herrscht eine hervorragende Stimmung, auch wenn man sich schon auf seine Heimat freut, empfindet man etwas Wehmut, denn die Eindrücke dieser Reise waren sehr schön und die Gruppe sehr harmonisch. 

Am 19.1. wir laufen in den Hafen ein. Hier trennen sich unsere Wege wieder. Wir verabschieden uns und um 10:30 Uhr sind wir gemeinsam mit Michael die ersten,  die aus dem Hafengelände ausfahren. Ziemlich genau 1000 km liegen nun noch zwischen uns und unserer Heimat, diese wollen wir in einem Zug durchfahren.

 Wir blicken zurück auf einen wunderschönen Offroadurlaub in der Wüste mit Expeditionscharakter, wir haben sehr viel gelernt, wieder nette, gleichgesinnte Menschen kennengelernt und die Gemeinsamkeit und den vertrauensvollen Umgang untereinander genossen. Die Kulturen dieses Landes, wo es ging aufgesogen, die Menschen die da leben kennen und schätzen gelernt, wir wurden bestens verpflegt und betreut. Danke an Michael Ortner und 4x4experience und an alle Beteiligten und Mitwirkenden.

Liebe Grüße Team Österreich