Reisebericht Marokko

Reisebericht Marokko „Im Land des Maghreb“ 2014

von Marco Hanstein (Teilnehmer)

Ende Februar machten wir uns auf die Reise zu dem bisher entferntesten mit dem Auto befahrenen Ziel – Marokko. Die Anreise bis zur marokkanischen Grenze waren rund 3000 km längs durch Frankreich und Spanien.

In Algeciras an der Fähre war der allgemeine Treffpunkt der 15 Reiseteilnehmer der großen
TC-Offroad-Trekking und 4×4-Experience Tour “Marokko – Im Land des Maghreb – 2014 – Scouttour”.

Der Grenzübertritt in Ceuta (spanische Enklave auf dem afrikanischen Kontinent) gestaltete sich ein wenig langwierig, da die Grenzanlagen dem gesamten Ansturm der Fahrzeuge nicht gewachsen war. Die Anlagen sind aber gerade in der Erweiterung – es wird besser werden. Nach der Grenze empfingen uns unsere marokkanischer Scout und wir fuhren in der Nacht noch zu unserer ersten Campstelle auf einen Campingplatz in Chefchaouen.


Am nächsten Tag war unser Reiseziel Fés, die drittgrößte Stadt Marokkos. Zum Start der Tagesetappe hieß es Geld (Dirham) besorgen. Außerdem benötigten noch 2 Teilnehmer Auslandsversicherungen. Also tauchten wir in Chefchouen erstmals in eine marokkanische Stadt ein. Geld zu bekommen gestaltete sich hier als schwierig. Die Geldautomaten waren einfach leer und bei den Banken dauerte es eine Ewigkeit Bargeld zu tauschen. Man hat es in Marokko allgemein nicht so eilig wie zu Hause. Die Versicherungen waren auch nicht zu bekommen – das musste auf Fés verschoben werden. Erstmal Dirham in den Händen wurden auch gleich erste Einkäufe getätigt und das Brot für gut befunden. Interessant für den ersten Eindruck waren Hühnerläden, da die Hühner hier noch lebend im Laden gehalten werden und nach Bedarf frisch geschlachtet werden. Auf unserer Fahrt nach Fés fuhren wir durch Drogenanbaugebiet und wir sollten nach Möglichkeit nicht anhalten. Einige Teilnehmer lechtzten schon nach Offroad fahren, so dass unser Leader kurzerhand die Route ein wenig veränderte und die Autos in einer Schlammpassage schon mal richtig Schlamm und Dreck aufnehmen konnten. Angekommen in einem Hotel in Fés waren die Parkplatzjungs des Hotels nicht zu beneiden. Am Abend bekamen wir noch eine Führung durch die Altstadt, dem bekannten Souk (Markt) und die bekannten Gerber- und Färbereien der Stadt.

Am nächsten Morgen auftanken und ab Richtung Wüste über das Atlas Gebirge. Der Atlas ist unserer Meinung nach eine Mischung aus Alpen und Pyrenäen. Wir fuhren über alte Pass- und Transportwege Richtung Süden. Immer wieder kamen uns kleine Gruppen mit meist Holz bepackten Eseln entgegen. Hier erlebten wir einen kleinen Unfall bei dem ein Esel samt Ladung aufgrund eines Fehltrittes ca. 15m einen Abhang heruntergestürzt war. Die Aufregung war natürlich groß. Irgendwie hat der Esel das ganze nur mit einer Schramme gut überstanden und wurde von Seinem Führer wieder auf den Pfad geführt.
Abends suchten wir uns einen Campplatz Mitten in der Pampa, wie wir feststellten am Rande eines Safranfeldes.

Der nächste Tag führte uns am Anfang noch ein wenig Onroad, später nur noch Offroad über Schotterpisten und teilweise Steinfelder weiter Richtung algerische Grenze. Spät abends kamen wir zu den ersten Sanddünen, wo mitten im Nichts für uns eine Berberstätte aufgebaut wurde. Im Dunkeln in der Sandwüste anzukommen war gar nicht so einfach. Da machten sich die vielen Trainingscamps in Jänschwalde bezahlt und wir blieben nicht stecken. In der Berberanlage, die auch Berberdusche und Berberklo aufweisen konnte, wurden wir mit einem hervorragenden landestypischem Abendmahl aus einem Tagine bewirtet. Später am Lagerfeuer durften wir handgemachter Berbermusik lauschen. Hier war es möglich auch in einem Berberzelt zu übernachten, was wir gerne angenommen haben. In der Nacht kam ein Wüstensturm auf. Wir im Zelt dachten es sei nur ein kleines Windchen gewesen und das bisschen Sand im Gesicht, das Knirscheln der Zähne sei halt so. Doch “Außenschläfer” berichteten von dem “Unwetter”. Morgendliche Sand- und Staubbeseitigung aus Körper und Fahrzeug sollte ab nun an zu unserem Alltag gehören.

Auch die nächsten Tage ging es nur über Schotterpisten, leichtes Wellblech, feiner Sand (ugs. Feschfesch) durch die Steppen- und Wüstenlandschaft Marokkos bis zum Rand der Sahara zur
Erg Chebbi. Hier findet man den richtigen Wüstensand und viele, viele Gleichgesinnte Spanier, Franzosen, Italiener und ein paar Deutsche mit ihren Quads, Geländewagen und Geländewohnmobilen, die den großen Sandkasten zum spielen aufsuchten. An unserer Campstelle in der Erg Chebbie veranstalten wir am Abend ein gemeinsames Essen mit einer Muurikka. Für teures Geld wurde uns sogar Bier in die Wüste geliefert.

Der Ritt auf dem Dromedar war obligatorisch. Wüstenschiffe sind echt super.

Nach dem Ausflug in die Wüste ging es wieder durch Steppen, kleinen Oasen, vertrocknete Seen Richtung Westen. Auch ein Stück der Rallyestrecke der ehemaligen Paris-Dakkar war dabei. Man muss sich vorstellen eine Straße ca. 10 km in die eine und 10 km in die andere Richtung breit! und ca. 100km lang nur Schotter mit leichten Unebenheiten. Mit Autobahngeschwindigkeiten ging es darüber – ein irrsinnige Erfahrung.

Auf halber Strecke am ziemlich südlichsten Punkt, den wir angefahren sind liegt die Stadt Zagora. Es war schon ungewöhnlich nach Tagen in der Steppe wieder eine richtige Stadt zu sehen. Ein Zwischenstop in einer Werkstatt brachte für einige Teilnehmer kleine Reparaturen hervor. Wir hatten glücklicherweise keine Probleme und nutzten den Service die Kardanwellen abzuschmieren und das Auto mal ein wenig zu reinigen. Es war einfach überall eine dicke Staubschicht, die sich bis heute nicht ganz an allen Stellen beseitigen lässt.

Weiter ging es nach einem weiteren Mittagsmahl aus der Tagine Richtung Dadestal. An diesem Abend kam es dann leider noch zu einem unschönen Ereignis. Beim Suchen nach einem Platz für die Nacht kamen wir durch ein Dorf mit vielen Kindern, die uns leider nicht so freundlich empfingen. Es flogen also Steine und mehrere Fahrzeuge bekamen kleine Steinschläge in die Seiten und letztlich ging auch noch eine Heckscheibe zu Bruch. Zwei Dörfer weiter fanden wir unseren Rastplatz, doch die Gruppe war nun bzgl. der Sicherheit verunsichert. Kurz nach Aufschlagen des Camps kam der Bürgermeister des Ortes vorbei und entschuldigte sich bei uns und gab uns an am nächsten Tag an dieser Schule die Schuldigen zu suchen und den Vorfall mit den Kindern auszuwerten. Es wurde eine ruhige Nacht.

Weiter Richtung Norden wieder über den Hohen Atlas trauten wir unseren Augen kaum. Uns kamen Fahrzeuge mit weißen Kennzeichen entgegen. War das Schnee? Und es war Schnee. So kamen wir mitten in Afrika in einen gewaltigen Schneeschauer.

Auf der weiteren Strecke machten wir noch einen Abstecher zu einem Unesco-Weltkulturerbe – die antike Stätte Volubilis – die Reste einer römischen Siedlung aus der Zeit um 25 n. Chr.

Am Riffgebirge entlang ging es wieder Richtung Fähre in Ceuta. Diesmal ging es ein wenig schneller am Grenzübergang. Schon war die schöne Zeit in Marokko wieder vorbei. Unser Dank gilt unseren marokkanischen Scouts, die uns jederzeit gut führten, uns den einen oder anderen fliegenden Händler abwimmelten und uns technisch hervorragend unterstützten.